Donnerstag, 22. März 2018

Beichtkipferlgeheimnis


Du lässt aber auch gar nichts aus, meinte meine Schwester und ihre Augen machten eine Rolle rückwärts. Ich hatte ihr gerade von meinem neuen Job als Tischmutter erzählt und dem nicht gerade geringen Aufwand, der damit verbunden ist. Schulterzuckend gab ich ihr recht, aber das breite Grinsen auf meinem Gesicht wollte nicht verschwinden.

Die Sache mit den Tischmüttern hat bei uns Tradition: Dabei werden die Kinder nicht nur im Religionsunterricht auf das Fest der Erstkommunion vorbereitet, sondern auch in Kleingruppen bei einer der Mütter zuhause. Auch meine Mutter hat damals diese Aufgabe übernommen und noch heute erinnere ich mich lebhaft daran.
So hatte ich nun also regelmäßig eine sehr aufgeweckte Bande von acht Kindern im Haus, wir haben gemeinsam gebastelt, gespielt, geplaudert und gesungen. Diese Stunden waren Seelenfutter für mich, weil sie mir gezeigt haben, wie stolz das Minimädel auf ihre Familie und ihr Zuhause ist. Was für ein schönes Gefühl, das zu wissen.

Vor zwei Wochen habe ich meine Kinder zu ihrer ersten Beichte in die Kirche begleitet. Wenn ich an meine Erstbeichte denke, kommt mir das Schaudern. Der Pfarrer als übermächtige, (ehr)furchteinflößende, unantastbare Person, die Halbfinsternis im Beichtstuhl, das knorrige Holz, die schemenhafte, fremde Gestalt gegenüber, das fest auswendig Gelernte und die Angst, erst recht etwas Falsches zu sagen. Heute ist das anders und das ist gut. Gebeichtet wird in einer kleinen, hellen Kammer, von Angesicht zu Angesicht, in freundlicher Atmosphäre. Alle Kinder verließen diese erste, große Prüfung mit einem dicken Strahlen und ganz viel Stolz im Gesicht.



Beichtkipferl

Die gemeinsame, stärkende Jause nach all dieser Aufregung war für meine Erstkommunionkinder und mich etwas ganz Besonderes. Alljährlich werden die traditionellen Beichtkipferl vom hiesigen Biobäcker extra für diesen Tag frisch gebacken. Sie werden an der Oberfläche dünn mit Marillenmarmelade bestrichen und dann noch in groben Kristallzucker getunkt. Kaum jemals haben Briochekipferl besser geschmeckt!

Zutaten für etwa 8 Kipferl

1 Rezeptmenge Germteig, beispielsweise diesen besonders feinen hier
Marillenmarmelade
grober Kristallzucker

1. Den Teig zubereiten und gehen lassen wie im Rezept beschrieben.

2. Den Teig aus der Schüssel nehmen und auf der leicht bemehlten Arbeitsfläche kurz durchkneten. In 8 Stücke zu etwa 100 g teilen. Jedes dieser Stücke nochmals teilen. Alle Teiglinge (16 an der Zahl) rund schleifen und auf ein bemehltes Küchentuch setzen. Abdecken und 10 Minuten entspannen lassen.

3. Pro Kipferl werden 2 Teiglinge benötigt: Jeden Teigling zu einem an den Enden spitz zulaufenden Strang von etwa 25 cm Länge ausrollen. Die beiden Stränge miteinander verzwirbeln, dabei die Enden zusammendrücken, und kipferlförmig auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech setzen. Abdecken.

4. Mit den restlichen Teiglingen ebenso verfahren und 7 weitere Kipferl formen. Pro Blech haben 4 Kipferl Platz.

5. Die Kipferl an einem warmen Ort abgedeckt etwa 30 Minuten gehen lassen.

6. In der Zwischenzeit das Backrohr auf 180 °C Ober-/Unterhitze vorheizen.

7. Die Bleche mit den Kipferln nacheinander in den Ofen geben und etwa 20 Minuten lang goldbraun backen.

8. Auf einem Kuchengitter überkühlen lassen.

9. Marillenmarmelade glattrühren und falls nötig passieren. Nun die Oberfläche der noch warmen Kipferl dünn mit Marmelade einstreichen (aprikotieren), das geht am besten mit einem Küchenpinsel.

10. Kristallzucker in einen tiefen Teller geben und die aprikotierte Oberfläche der Kipferl kurz hineindrücken. Losen Zucker abschütteln.


6 Kommentare:

  1. Liebe Maria,

    wow, gibt es ein schöneres und größeres Lob als den Stolz Deines Minimädels? Als Protestantin kenne ich die zugehörige Tradition nur aus der Beobachtung – bzw. lerne sie und "katholische Kirche" generell hier in Vorarlberg nochmal ganz neu kennen. Es hat sich vielerorts wirklich schon wahnsinnig viel getan und tut sich noch, um jahrhundertealte Bräuche in die Lebensrealität der Gegenwart zu übersetzen und so relevant zu bleiben bzw. neue Relevanz zu gewinnen – nicht zuletzt dank offener und überzeugter Familien wie Euch.
    Herzlich: Charlotte

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    1. Da gibt's nichts Schöneres, liebe Charlotte :-)
      Und schön, dass du mit offenen Augen und offenem Herzen allen Aspekten deiner neuen Heimat gegenüber trittst ...
      Alles Liebe!

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  2. die Kipferl für sich gesehen gefallen mir sehr...
    lg

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    1. Dann mach sie einfach so, ohne Beichten schmecken sie auch ;-)))

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  3. Genauso war es bei uns auch...meine Mutter war auch Tischmutter und sie hat mit uns allen Brot gebacken!! Was ich toll finde, das bei uns jede Mutter einmal "ran muss" und nicht 2-3 Mütter völlig im Stress untergehen sondern die Arbeit mit den Kindern geteilt wird!! Eine tolle Erinnerung und ich hoffe es auch mit meinen Kindern erleben zu dürfen!

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    1. Das Brotbacken haben wir auch schon hinter uns, Rezept folgt bestimmt. Es war so lustig und hat allen riesigen Spaß gemacht :-)
      Ich teile mir meinen Tischmutter-"Job" mit einer zweiten Mutter, wir wechseln uns ab. So ist der Aufwand ganz ok. Und davon hab ich auch schon gehört, dass jede Mutter eingeteilt wird, das finde ich sinnvoll ... Es handhabt halt jede Gemeinde etwas anders :-)
      Alles Liebe, Stefanie!

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