Donnerstag, 11. August 2016

Rezension:
Dolci Italiani


Von wem ließe sich wohl die süße Seite des Lebens besser präsentieren als von einer Italienerin – liegt Damen dieser Art, so erzählt man sich, la dolce vita doch geradezu im Blut. Cettina Vicenzino hat sich nach der sizilianischen und vegetarischen nun auch der süßen Küche Italiens gewidmet und mit Dolci Italiani – Süße Verführung auf Italienisch ein sowohl optisch als auch inhaltlich reichhaltiges Kochbuch vorgelegt, das mit Kitsch und Klischee nicht spart, gleichzeitig aber sehr authentisch wirkt. Marienbilder und Spitzendeckchen, pastellige Farben und dreibusige Teigpuppen, Baci aus Perugia und Assisi, die Torta mimosa zum Weltfrauentag, Cantuccini und Panettone – der süße Tisch ist reich gedeckt.

Jede der zwanzig Regionen Italiens wird mit einer typischen Zutat und jeweils zwei Rezepten vorgestellt. Danach folgen die so genannten Weltstar-Dolci wie Panna cotta oder Cantuccini sowie die Festtags-Dolci wie die Chiacchiere di Carnevale, das typische Schmalzgebäck zum Karneval.

Was mir besonders gut gefällt


  • Zu jedem Rezept wird eine stets unterhaltsame und spannende Geschichte erzählt – beispielsweise sind die Italiener offenbar ein bisserl busenfixiert. Gleich zwei Rezepte im Buch beschäftigen sich mit der weiblichen Brust: Le Minne die Sant’Agata (kleine Törtchen, die wie Brüste aussehen und der heiligen Agatha gewidmet sind, die, ganz von Gott erfüllt, dem Werben des Statthalters von Catania nicht nachgegeben haben soll, worauf der ihr die Brüste abtrennen ließ – was für ein Horror) und die Pupazza Frascatana, eine gebackene Frauengestalt mit drei Brüsten, die wohl eine Hebamme darstellen soll, die die Kinder der arbeitenden Frauen nicht nur mit Milch, sondern über die dritte Brust auch mit Wein versorgte.
  • Die Bilder wirken im Vergleich zum derzeitigen Clean Eating-Hype mit seinen polierten Freshy-Fotos fast schon wohltuend ungesund.
  • Das Register ist sowohl nach Rezeptnamen als auch nach Zutaten sortiert.

Was mir nicht so gut gefällt


  • Das Buch wirkt vielleicht auf den ersten Blick etwas überladen und unübersichtlich – die vielen verschiedenen Stile und Schriften sind sicherlich nicht jedermanns Sache.

Nachgekocht



Ciambelle al Vino Bianco – Weißweinkringel


Diese Kringel werden aus nur wenigen, einfachen Zutaten hergestellt und aufgrund des enthaltenen Weins auch Ubriachelli genannt, was so viel wie die Betrunkenen bedeutet. Die Ciambelle werden üblicherweise zum Abschluss eines Essens serviert und in Wein getunkt. Sie schmecken überraschend mürbe und aromatisch und halten luftdicht verpackt mehrere Tage frisch. Und vegan sind sie auch.

Zutaten für etwa 30 Weißweinkringel

400 g Weizenmehl (Tipo 00 oder Type 405)
100 g brauner Zucker (ich habe weißen verwendet)
1 Messerspitze Bourbon-Vanillepulver
120 ml Frascati oder ein anderer Weißwein
100 ml Olivenöl
1 Messerspitze Hirschhornsalz
brauner Zucker zum Bestreuen (ich habe weißen verwendet)

1. Mehl mit Zucker und Vanillepulver mischen.

2. Weißwein mit dem Olivenöl verrühren.

3. Hirschhornsalz in 1 TL Wasser auflösen.

4. Alles zusammen in einer Schüssel gut vermischen, dann auf der Arbeitsfläche zu einem glatten Teig verkneten.

5. Den Teig abgedeckt für etwa 30 Minuten ruhen lassen.

6. Teig in 30 Teile teilen. Jedes Teigstück zu einer 12 – 15 cm langen Rolle formen und daraus einen geschlossenen Ring formen.

7. Backofen auf 180 °C vorheizen.

8. Den braunen Zucker zum Bestreuen auf einen Teller geben und die Weißweinkringel jeweils mit der oberen Seite in den Zucker drücken. Mit etwas Abstand auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech setzen.

9. Im vorgeheizten Ofen etwa 20 – 25 Minuten nicht zu dunkel backen.

10. Auf einem Kuchengitter abkühlen lassen.


To Cook-Liste

Amor Polenta – Polentakuchen
Pesche all’Alchermes – Falsche Pfirsiche
Lonzino di Fico – Feigensalami mit Anis
Baci di Perugia – Küsse aus Perugia
Bocconotto con Confettura d’Uva – Mit Traubenkonfitüre gefüllte Küchlein

Fazit: Opulent, üppig bebildert, allerlei Zierrat und Firlefanz – Zurückhaltung ist mit Sicherheit keine Stärke des Buches Dolci Italiani. Wohl aber die Kunst, bei aller Raffinesse nicht geschmacklos zu wirken – weder, was die Aufmachung betrifft, noch die vorgestellten Rezepte. Ich finde es reizvoll und schön, in die kulinarischen Schatzkisten traditioneller Länderküchen schnuppern zu dürfen – und ganz nebenbei kurzweilige Geschichten serviert zu bekommen. Ich mag das Buch!

Dolci Italiani – Süße Verführung auf Italienisch
von Cettina Vicenzino
Gebundene Ausgabe, 144 Seiten
Edition Fackelträger, 1. Auflage 2016
ISBN: 978-3771646295
Preis: € 19,99

Ein herzliches Dankeschön an den Verlag Edition Fackelträger, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

4 Kommentare:

  1. Wohltuend ungesund - das sind so Beschreibungen, für die ich deinen blog liebe.

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    1. Das freut mich - und ich find es schön, dass du so regelmäßig hier bist :-) Liebe Grüße!

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  2. Clean Eating-Hype? Polierte Freshy-Fotos? Habe ich wieder einmal was verpasst? ;-)

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    1. Hihi, was Kochbücher betrifft? DU ganz sicher nicht :-))) Liebe Grüße!

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