Montag, 26. Oktober 2015

Rezension:
Türkei vegetarisch


Na das hab ich ja gut gemacht: Drei Bloggerinnen, die ich sehr gerne mag, Dorothée, Susanne und Micha, haben sich bereits an den pikanten Rezepten im neuen Kochbuch Türkei vegetarisch von Orkide & Orhan Tançgil abgearbeitet. Bleiben mir noch die süßen – wie perfekt ist das?

Das Buch


Virtuos gliedert sich der vierte Band der Vegetarisch-Reihe von Herausgeberin Katharina Seiser – nach Österreich, Deutschland und Italien – in mein Bücherregal ein. Geschätzte 15 cm voll mit wunderschön bebilderten und beinahe durchgehend ansprechenden Rezepten sind das nun schon – und die Türkei steht ihren drei Vorgänger-Ländern um wirklich gar nichts nach. Bequem liegt das Buch in der Hand, das Durchblättern macht Spaß und die bereits bekannte Einteilung der Gerichte in die 5 Jahreszeiten bewährt sich auch hier. Jede Jahreszeit wartet mit Rezepten für Suppen & Eintöpfe / Meze & Salate / Gerichte in Olivenöl, Dolma & Sarma / Gemüse & andere Hauptgerichte / Teigwaren & Pilaw sowie Süßes auf.

Die Rezepte


Dass die türkische Küche reich ist an phantastischen Gemüsegerichten, köstlichen Meze, gehaltvollen Suppen und picksüßen Desserts, das wusste ich natürlich. Und mit dieser geballten Ladung an Inspiration, die einem in Türkei vegetarisch entgegen lächelt, hatte ich irgendwie sogar gerechnet. Ich mag die türkische Küche, weil sie sehr liebevoll und oft sogar spielerisch mit ihren Zutaten umgeht (allein die Namen der Gerichte … Kleines Vergnügen für den Wesir! Den Imam hat es umgehauen! Suppe der Braut Ezo!). Sie ist aber auch sehr vielseitig und kann so ziemlich alles – von extrem simpel bis echt aufwendig.
Einzig: Quer durch das Buch findet sich eine große Menge an speziellen türkischen Zutaten, die es vorab zu besorgen gilt. Wobei – bei der Fülle an türkischen Supermärkten, die es mittlerweile gibt, dürfte das ja auch kein allzu großes Problem mehr sein.

Nachgekocht


Wie bereits angekündigt: Jetzt wird es süß. Passend zur Jahreszeit habe ich mich an Apfel-Zimt-Hörnchen und einer Quitten-Süßspeise versucht.


Apfel-Zimt-Hörnchen


Vorneweg gleich einige Anmerkungen meinerseits zum Rezept:

* Ich halte die Menge an Backpulver für viel zu hoch, die Hälfte reicht sicher, vermutlich noch weniger. Das fertige Gebäck hatte leider einen sehr dominanten Backpulver-Geschmack, der mich persönlich unendlich stört – was sehr schade war.
* Bei diesem Rezept wäre es außerdem schön gewesen, die Herstellung der Hörnchen in Step-by-Step-Bildern zu zeigen.
* Die angegeben Menge an Teig pro Hörnchen (ein walnussgroßes Stück) ist meiner Ansicht nach zu gering (wie groß sind türkische Walnüsse?). Und dadurch, dass ich dann pro Hörnchen bedeutend mehr Teig genommen habe, blieb in der Folge auch einiges an Füllung übrig.

ABER: Wer sich jetzt denkt, das wär ein Murks-Rezept, der irrt gewaltig. Es gehört un-be-dingt ausprobiert. Die Apfel-Zimt-Hörnchen sind optisch und auch geschmacklich (wenn man sich das aufdringliche Backpulver weg denkt) ein Hochgenuss!

Zutaten für 2 Bleche (etwa 20 Stück)

Für den Teig
250 g weiche Butter
5 EL lauwarme Milch
1 EL Zucker
1 Packung Vanillezucker (ich: 1 EL hausgemachter)
1 Packung Backpulver (beim nächsten Mal: maximal ½ Packung)
1 Prise Salz
400 – 420 g Mehl

Für die Füllung
550 g süßlich-aromatische Äpfel
50 g grob gehackte Walnusskerne
200 g Zucker
1 EL Zimtpulver
1 EL Mehl

Zum Bestreuen
Staubzucker

1. Backofen auf 160 °C vorheizen.

2. Alle Zutaten für den Teig in einer Schüssel vermengen und zu einem glatten, weichen Teig verkneten.

3. Äpfel waschen, schälen und nicht zu fein reiben. Mit den übrigen Zutaten für die Füllung verrühren.

4. Walnussgroße Stücke Teig abtrennen und zu Bällchen formen. Flach drücken und auf einer nicht bemehlten Arbeitsfläche leicht oval zu einer Größe von etwa 8 – 9 cm ausrollen. [Hier hatte ich ein Problem, weil sich walnussgroße Stücke nur sehr schwer auf diese Größe ausrollen lassen – der Teig wird dann schon sehr, sehr dünn. Ich habe pro Hörnchen bedeutend mehr Teig genommen.]

5. Die oberen 2/3 der Scheiben vier bis fünf Mal einschneiden, dabei aber den Rand nicht durchschneiden. In das untere Drittel je 1 TL Füllung geben (ist die Füllung in der Zwischenzeit zu flüssig geworden, noch etwas Mehl untermischen). Die Teigscheiben von unten her vorsichtig aufrollen und zu Hörnchen formen.


6. Die Hörnchen mit der Verschlussseite nach unten auf mit Backpapier ausgelegte Bleche legen.

7. Im vorgeheizten Ofen etwa 20 Minuten backen. Die Temperatur auf 175 °C erhöhen und weitere 10 – 15 Minuten backen, bis die Hörnchen leicht gebräunt sind.

8. Auf ein Kuchengitter legen, mit Staubzucker bestreuen und abkühlen lassen.


Quitten-Süßspeise: Für dieses Dessert werden Quitten mit Zucker geschmort, bis die Fruchtstücke weich sind und der Fruchtsaft zu Sirup geworden ist. Serviert wird mit Rahm und gehackten Walnüssen. Eine schöne, aber auch sehr gehaltvolle Kombination! Im Rezept wird nach türkischen Quitten verlangt, die saftiger sind als die bei uns heimischen. Ich habe natürlich meine eigenen Quitten verwendet und es hat gut funktioniert. Stirnerunzeln hat mir die Anweisung bereitet, man müsse 15 – 20 Quittenkerne mit den Früchten mitköcheln, damit diese dann ihre orange-rote Farbe erhalten. Also … ähm, bei mir ging das auch ohne Kerne. Mir hat das Dessert übrigens in lauwarmem Zustand am besten geschmeckt (gekühlt wird die Quittenmasse sehr fest).


To Cook-Liste


Vielerlei … Afiyet olsun!
  • Tarhana-Suppe
  • Brennnessel-Salat mit Käse
  • Brennnessel-Börek
  • Käsegebäck
  • Orangen-Gelee
  • Saftiger Grießkuchen
  • Kleines Vergnügen für den Wesir (Biskuit mit Cremefüllung)
  • Den Imam hat es umgehauen (Gefüllte Auberginen)
  • Paprika-Fladen – nachgekocht von Susanne
  • Zucchini-Börek
  • Kichererbsen-Salat
  • Auberginen-Sandwich mit Halloumi
  • Luftiges Kringelgebäck
  • Pide mit Walnuss-Käse-Füllung
  • Walnussgebäck
  • Suppe der Braut Ezo
  • Brot aus der Pfanne
  • Dicke-Bohnen-Püree

Fazit: Es ist seltsam – mein Nachkochrezept gelang nicht einwandfrei, trotzdem bin ich so beeindruckt von Türkei vegetarisch, dass ich es uneingeschränkt empfehle. Ich mag das Werk! Wer also plant, sich ein Buch über die türkische Küche zuzulegen, der mache es sich voll Zuversicht auf dem fliegenden kulinarischen Teppich von Orkide & Orhan Tançgil bequem. Es ist eine Freude, mit den beiden Autoren auf Expedition zu gehen und die Vielfalt ihrer Heimatküche kennen zu lernen.

Türkei vegetarisch
von Orkide & Orhan Tançgil, Katharina Seiser (Hg.)
Gebundene Ausgabe, 272 Seiten
Brandstätter Verlag, 1. Auflage 2015
ISBN: 978-3850339155
Preis: € 34,90

Ein herzliches Dankeschön an den Brandstätter Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Nachtrag 27.10.2015: Das Apfel-Zimt-Hörnchen-Rezept passt übrigens ganz perfekt zum Blogevent von Sibel und Melanie. Dahin schicke ich es jetzt:


4 Kommentare:

  1. Die Hörnchen sind toll - sehen einfach zum Nachbauen aus! Und die Kochbücher sind ein Geniestreich.

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    1. Ja, das hat mir bei den kleinen Dingern auch sofort gefallen - sie sehen irgendwie "kompliziert" aus - und sind trotzdem sehr, sehr einfach herzustellen :-)

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  2. deine elendslangen to-cook Listen begeistern mich immer wieder, ich hätte nie die Zeit dafür...
    die Quittenspeise muss ähnlich wie der Quitten "Käse" sein und der wird ganz fest mit genügend Zucker! sehr verlockend!
    lg

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    1. Na, da verwechselst du eh was, liebe Friederike ... Dass die vielen Gerichte auf meiner To Cook-Liste stehen, heißt ja "nur", dass ich sie unglaublich gerne nachkochen würde ... Wenn ich denn die Zeit dazu finde (ist nicht bei allen Rezepten der Fall, leider) ;-)
      Ja, genau - das Quittendessert war so etwas wie ein Quittenkäse - sehr gut! Liebe Grüße!

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