Montag, 8. August 2016

God save the Cream
Very Berry Mousse


Mein Mann hat sich zum Veganophobiker entwickelt. Veganophobie: Die Angst vor veganem Essen. Kann das mal jemand in die offizielle Liste der Phobien aufnehmen? Mein Mann stellt sich als Forschungssubjekt vermutlich gerne zur Verfügung.

Ehrlich, ich wollte das nicht. Wenn sich seine Vegan???-Sensoren steil aufrichten, sobald ein ihm unbekanntes oder zumindest komisch anmutendes Gericht auf den Tisch kommt, tut er mir fast ein wenig leid. Dann muss er nämlich zuerst einmal mit dem anfänglich diffusen Hineinschmecken fertig werden, dem Löffel des Misstrauens, dem Biss ins Ungewisse. Erst dann kann er sich entspannen beim Essen – auch, und dafür liebe ich ihn, wenn es ihm nicht übermäßig schmeckt. Isst brav auf, damit er der Köchin eine Freude macht. Spart aber dann auch nicht mit Kritik. Ein guter Mann.


Manches Mal, da passiert es, dass er etwas übersieht. Dass er es übersieht, das Vegane. Dann versuche ich hin und wieder, ihn im Nachhinein zu hyposensibilisieren: Es hat dir doch geschmeckt, oder etwa nicht? Nun, was dann passiert, ist eigentlich schon wieder lustig: Plötzlich wäre das Essen dann ja doch nicht sooo gut gewesen, ein wenig leer hätte es geschmeckt und auch irgendwie … anders.  

Womit wir beim Thema wären. Mein Mann sortiert sein Essen in ihm bekannte kulinarische Schubladen ein – und vergleicht vegane Gerichte ganz automatisch mit seinen von Kindesbeinen an vertrauten tierischen Vorlagen, die tief in ihm verwurzelt sind. So können sie dann nur verlieren – aber nicht etwa, weil sie schlechter schmecken, sondern einfach, weil sie anders schmecken. Anders als gewohnt.


Ich denke, es ist wichtig, offen zu sein für Neues und bereit zu sein, Gewohnheiten auch einmal ganz lässig über den Tellerrand zu schmeißen. Gutes veganes Essen einfach nur für sich zu beurteilen, ohne Vergleiche anzustellen. Wenn es dann immer noch nicht überzeugt, ist das ja auch ok und keiner ist beleidigt, ich zumindest nicht. Vermutlich steckt sogar etwas ganz Banales hinter dem inneren Widerstand meines Mannes: Verlustangst. Nie mehr Käse? Nie mehr Fleisch? Nie mehr Milch, Joghurt, Eier? Und, OMG … Nie mehr Schl … Schl … Schlagobers???

Ach Schatz … Ich bin kurz in der Küche. Hier, da hast du, ganz allein für dich.

Seine Augen glänzen und ganz leise höre ich ihn seufzen: God save the cream …


Very Berry Mousse


Dieses schnelle Dessert ist eine Hommage an die Lieblingsnachspeisen aus der Kindheit meines Mannes: Schlagobers mit Heidelbeeren, Schlagobers mit Erdbeeren, Schlagobers mit Kakao. Wozu elendslang in der Küche stehen, wenn man einen Menschen auf so einfache Weise glücklich machen kann?

Zutaten für 4 kleine Dessertportionen

Für die Creme
250 g Schlagobers
20 g Himbeerpulver (ich verwende dieses hier, man kann aber auch gefriergetrocknete Himbeeren pulverisieren)
6 EL Wasser
2 EL Vanillezucker

Zum Anrichten
Brombeeren und Heidelbeeren (aus Wald oder Garten, ganz nach Belieben, gern auch gemischt)
blaue Blüten von Kornblume oder Wegwarte

1. Flüssiges Schlagobers mit Himbeerpulver und Wasser glatt rühren und etwa 1 Stunde im Kühlschrank durchziehen lassen. Das zusätzliche Wasser sorgt dafür, dass das Obers nicht schon vor dem Aufschlagen zu sehr eindickt.

2. Vanillezucker zum Schlagobers geben. Obers zur gewünschten Konsistenz aufschlagen und in Schalen anrichten.

3. Mit Beeren und Blüten garnieren.


Quelle: Food52.

8 Kommentare:

  1. Könnte es sein, dass unsere beiden Ehemänner um einige Ecken verwandt sind ;-) ?! Das alles kommt mir seeehr bekannt vor. Besonders das mit den Schubladen :-D . Aber wir kriegen das schon hin, nicht wahr? Wozu sind wir Frauen, grins!
    Liebste Grüße Maren

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    1. Mit Sicherheit kriegen wir das hin, Maren ;-) Liebe Grüße!

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  2. Oje, so in der Art ist mein Freund auch... was herzhaftes veganes Essen angeht, ist er zwar sehr unkompliziert und isst munter mit, aber bei süßem ist er mehr als kritisch. Ich hab es vermutlich eine Zeitlang mit dem gesunden, zuckerfreien, veganen Backen übertrieben :D Aber ich taste mich auch immer wieder ran.
    Lg, Miriam

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    1. Das Gefühl, es übertrieben zu haben, kenn ich ;-) Aber da müssen sie durch :-) Liebe Grüße ...

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  3. Das ist die neue Nationalhymne der Vegan-Resistance!
    Ich liebe alles Essen, auch wenn nix tierisches dabei ist. Aber Ersatz und Hype kann ich nicht ausstehen.

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    1. Genau! :-) Beim Wort "Ersatz" klingeln bei mir auch die Alarmglocken ... Liebe Grüße!

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  4. Das kenne ich,.mein Mann ist immer sehr, sehr misstrauisch wenn was anders als sonst aussieht oder gar was noch nie dagewesenes..als Foodblogger sollte man sich schon Jahreeeeeeee vorher überlegen wen man heiratet, nein das meine ich nicht ernst!!

    Was ist da drinnen? Ich bin sicher, da ist was dabei was ich nicht esse! Topfen?? Stinkerkäse? gar Zuviel Ingwer?..das sind so seine Standardsätze, und das köstliche Cremchen dass dein Mann liebt, tät meiner nicht anrühren..weil da ist ja Schlagobers drinnen gggg :-))
    Dein Blogpost hat mir heute ein Lächeln ins Gesicht gezaubert!
    lg. Sina

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    1. Das freut mich liebe Sina :-) Und ja, die armen Foodbloggerinnen-Männer, hihi ;-))) Liebe Grüße!

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Über Kommentare freue ich mich immer. Herzlichen Dank dafür!
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