Freitag, 8. August 2014

Mühlviertler Gold:
Leinölbrot


In der Kulturgeschichte des Mühlviertels spielte die Leinpflanze Jahrhunderte lang eine bedeutende Rolle. Im Frühsommer waren die Felder von zartblauen, feinen Blüten übersät, im Herbst wurde die gesamte Pflanze geerntet und verwertet: Aus den Samenkapseln, den so genannten Bollen, gewann man Leinsaat und das hochwertige Leinöl, aus den Stängeln die langen Flachsfasern, die in den Bauernhäusern und den vielen kleinen Webereien des Mühlviertels zu Leinenstoffen verarbeitet wurden.

Dann kam die billigere und einfacher zu verarbeitende Baumwolle – und mit ihr verschwand der Flachs. Unaufgeregt, fast lautlos verlor er innerhalb von nur wenigen Jahrzehnten seinen herausragenden Wert für diesen Landstrich, die Zeit des Mühlviertler Golds war vorbei.

Aber wie so oft im Leben: Alles kommt wieder. Luxuriöse Leinenstoffe zieren wieder öfter Tisch & Bett (gesehen beispielsweise im Mühltalhof in Neufelden) und das herbe, bodenständige und sehr empfindliche Leinöl wird nicht nur aus gesundheitlicher Sicht immer beliebter. Na gut, das ist nicht neu. Aber das hier, das ist neu:


Ein Flachsfeld, (wieder-) entdeckt ganz in meiner Nähe, blassblau und wunderschön.


Mittlerweile sind die Samenkapseln ausgebildet – sie reifen gemächlich in der Augustsonne vor sich hin.


Leinölbrot


Dieses Brot gehört wohl in die Kategorie der No-knead-Breads, denn der Teig wird nur gemischt und nicht geknetet. Das Leinöl schmeckt charakteristisch durch, was ich sehr mag. Dazu passt perfekt frisch abgemachter Leinkas, ein einfacher Aufstrich aus Topfen, etwas fein gehackter Zwiebel und Salz, der mit Leinöl verfeinert wird.

Zutaten für eine Kastenform von 30 cm

250 g Kamutmehl
250 g Weizenmehl
1 EL Salz
10 EL Leinsamen
½ Würfel Germ
450 ml lauwarmes Wasser
50 ml Leinöl

1. In einer großen Schüssel das Mehl mit Salz und Leinsamen vermischen.

2. Germ hineinbröckeln.

3. Wasser und Leinöl dazugeben und alles locker verrühren, nicht kneten.

4. Die Schüssel abdecken und 1 – 2 Stunden gehen lassen.

5. Den Backofen auf 220 °C vorheizen.

6. Eine Kastenform mit Backpapier auslegen und den Teig einfließen lassen.

7. Die Kastenform in den Backofen geben. Nach 15 Minuten die Ofentür für kurze Zeit weit öffnen, um den Dampf abzulassen, dabei die Hitze auf 180 °C reduzieren.

8. Etwa 1 Stunde lang fertig backen, dann das Brot aus der Form nehmen und auf einem Kuchengitter vollständig abkühlen lassen.


Nach einem Rezept aus dem Mühlviertler KOCH:BUCH von Georg Friedl, erschienen im Verlag Bibliothek der Provinz.


Zum Weiterlesen und Informieren:


8 Kommentare:

  1. So also schaut Flachs aus! Danke für die Weiterbildung.
    Eine sehr hübsche Pflanze.

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    1. Find ich auch :-) Die Blüte ist ganz filigran und das Blau ist wunderschön ...

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  2. Ein toller und informativer Post :-)
    Ich kenne Leinöl mit Quark und Kartoffeln, als Brot habe ich es noch nie gegessen.
    Herzliche Grüsse,
    Sabine

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  3. Eine schöne Exkursion ins Leinfeld! Ich mag das Öl sehr gerne - da kommt mir das Brot gelegen. Da aber schon so viele Mehle zuhause sind: hast du schon mal ein anderes Mehl anstatt von Kamut genommen? Wie ist es vom Geschmack her? Liebe Grüße!

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    1. Da kannst du kombinieren nach Lust und Laune (bzw. Verfügbarkeit :-)). Das Kamutmehl bringt einen intensiveren Geschmack ins Brot, trotzdem dominiert geschmacklich das Leinöl. Daher: Einfach ausprobieren! Liebe Grüße vom Mädel

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  4. oh wo war das Feld? ich als Mühlviertlerin mag ja die Leinölerdäpfel ziemlich gern. das Brot steht ab jetzt auf meiner zum kochen Liste (die schon seit ich blogge, immer länger wird...)
    ich hab mal einen Güterweg namens Haarstube gesehen, der Name kommt vom Flachs, so wie ich herausgefunden habe

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    1. Das Feld lag (bzw. liegt noch immer) im unteren Mühlviertel, an der Landesstraße zwischen Allerheiligen und Bad Zell. Ach ja, das Problem mit der To Cook-Liste kenne ich ;-)
      Das hab ich übrigens auch gelesen, dass die Leute früher zum Flachs "Haar" gesagt haben, wegen der Fasern, vermute ich!

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